LF 10 II Strukturplanung

Version: 1
Datum: 29.06.2016
Zuletzt bearbeitet: HTML-Version M. Casper

Szenario des Lernfeldes 10:

Seit Jahren arbeitet die baerio GmbH erfolgreich mit der Büromöbelwerkstatt Konzeptmöbel e. K. zusammen. Deren Konzept, die Produktion von kostengünstigen Regalen und Schreibtischen, scheint erfolgreich zu sein. Da sich die Alteigentümerin aus dem Unternehmen zurückzieht und wir ein steigendes Auftragsvolumen in diesem Segment erwarten, übernehmen wir das Unternehmen als eigenverantwortliche Büromöbelwerkstatt.

Herr Karl Weidenfeldt, der bisher für die Produktion verantwortliche Tischlermeister, wird von der baerio GmbH als Werkstattleiter eingesetzt. Auch alle weiteren Mitarbeiter der bisherigen Konzeptmöbel e. K. werden in die Büromöbelwerkstatt übernommen.

Herr Bender, der Finanz- und Controllingexperte der baerio GmbH, freut sich über die Übernahme der Werkstatt, da die Gewinn- und Verlustrechnung einen hohen Gewinn ausweist. Jedoch sucht Herr Bender vergeblich interne Kennzahlen aus dem Controlling. Besonders die exakte Kostenstruktur der Unternehmung interessiert ihn.

Herr Weidenfeldt erhält die Aufgabe, die entsprechenden Zahlen zu liefern.

Teilsequenzen
(Aufgabe/ Problemstellung im Szenario)

Curriculare Funktion
(Erkenntnisschritte/ Kompetenz-schwerpunkte)

Zeit (Std.)

1. Teilsequenz: Kosten identifizieren und analysieren

Herr Bender fordert Herrn Weidenfeldt auf, Kennzahlen aus dem Controlling zu liefern, da bei der baerio GmbH bisher keine internen Daten vorliegen.

Herr Weidenfeldt möchte wissen, mit welchen Kosten die jeweiligen Kostenträger (Regal, Schreibtisch) aktuell belastet sind. Dazu sollen vorhandene Informationsquellen genutzt werden.

Die SuS erkennen, dass mithilfe der GuV-Rechnung keine Aussagen über die genaue Kostenstruktur der Unternehmung möglich sind.

Die SuS erkennen, dass weitere Informationen (Ort der Entstehung, Entwicklung innerhalb eines Geschäftsjahres, Verursachung durch einzelne Kostenträger) notwendig sind, um die Kosten zu beeinflussen. Dadurch können sie die Zielsetzungen des internen Rechnungswesens von denen des externen abgrenzen.

Die SuS erkennen, dass sich einige Kosten direkt und andere nur indirekt (über Verteilungsschlüssel und Zuschlagssätze) einem Kostenträger zuordnen lassen. Mithilfe des Betriebsabrechnungsbogens ermitteln sie für verschiedene Zeiträume die GKZ.

x

Die Gemeinkosten-Zuschlagssätze verändern sich im Zeitablauf.

Die SuS erkennen, dass die Anwendung verschiedener GKZ zu unterschiedlichen Verkaufspreisen führen würde (keine Akzeptanz bei Kunden). Daraus leiten sie die Notwendigkeit durchschnittlicher GKZ ab. Sie ermitteln die Normalgemeinkosten-Zuschlagssätze.

 

Herr Weidenfeldt möchte herausfinden, ob die kalkulierten Normalkosten mit den Istkosten übereinstimmen.

Die SuS vergleichen die Normalgemeinkosten mit den Istgemeinkosten der Periode und ermitteln Unter- und Überdeckungen.

Die SuS ermitteln unter Berücksichtigung der Normalgemeinkosten-Zuschlagssätze und der Einzelkosten die Selbstkosten (Vorkalkulation).

Die SuS ermitteln unter Berücksichtigung der Istkosten die tatsächlichen Selbstkosten (Nachkulation).

Die SuS ermittlen Über- und Unterdeckungen auf Kostenträgerbasis und interpretieren diese.

 

2. Teilsequenz: Verkaufspreise steuern

Herr Weidenfeldt möchte die bisherigen Verkaufspreise sowie die Absatzentwicklung überprüfen. Er glaubt, dass die Gewinnzuschläge unter den branchenüblichen liegen und dass am Markt höhere Preise durchsetzbar sind.

Die SuS erkennen die Notwendigkeit eines Gewinnzuschlags (erwerbswirtschaftliches Prinzip der Gewinnmaximierung), sodass

  • die Verzinsung des Eigenkapitals,
  • der Unternehmerlohn,
  • die Risikoprämie sowie
  • die Kosten für Erweiterungsinvestitionen

abgedeckt sind.

Die SuS erkennen den Zusammenhang zwischen dem Verkaufspreis und der Absatzentwicklung. Hinsichtlich der Preisgestaltung kommen sie zu unterschiedlichen Ergebnissen:

Regal
Die SuS stellen fest, dass nicht mit dem maximal möglichen Gewinnzuschlagssatz kalkuliert wurde
(Verkaufspreis < Marktpreis). Sie leiten Maßnahmen ab:

  • Erhöhung des Gewinnaufschlags
  • Beibehaltung des Gewinnzuschlags bei hohem Marktanteil

Die SuS ermitteln aufgrund eines gegebenen Marktpreises mithilfe der Differenzkalkulation den Gewinnzuschlag.

Die SuS führen zwei Nachkalkulationen durch. Dabei stellen sie fest, dass die Istkosten von den Normalkosten abweichen. Sie erkennen, dass der vereinbarte Verkaufspreis verbindlich ist und daher der Gewinnzuschlag geändert werden muss.

Schreibtisch
Sie stellen fest, dass sich bei Berücksichtigung des branchenüblichen Gewinnzuschlags der Verkaufspreis am Markt nicht durchsetzen lässt. (Verkaufspreis > Marktpreis). Sie leiten Maßnahmen ab:

  • Senkung des Gewinnaufschlags (kurzfristig)
  • Senkung der Kosten (mittel- und langfristig)
  • Einsatz marketingpolitischer Instrumente (mittel- und langfristig)
  • Produkteliminierung
x Stunden

Basierend auf den vorangegangenen Überlegungen werden die bisherigen Verkaufspreise für Regalbausätze und Schreibtische verändert. Es wird der aktuelle Marktpreis zugrunde gelegt. Anhand zweier Aufträge soll Frau Meurer überprüfen, ob der im Voraus berechnete Gewinn auch tatsächlich realisiert werden kann. Herr Weidenfeldt vermutet, dass aufgrund veränderter Kosten die Verkaufspreise korrigiert werden müssen.

Die SuS ermitteln aufgrund eines gegebenen Marktpreises mithilfe der Differenzkalkulation den Gewinnzuschlag.

Regal
Die SuS stellen fest, dass die Istkosten unter den Normalkosten liegen; der Gewinnzuschlag erhöht sich. Die SuS ermitteln die Überdeckung.

Schreibtisch
Die SuS stellen fest, dass die Istkosten über den Normalkosten liegen; aus dem ursprünglichen Gewinn wird ein Verlust.

 

Herr Weidenfeldt beauftragt Frau Meurer mit der Kalkulation des Listenverkaufspreises zu branchenüblichen Konditionen.

Die SuS kalkulieren die Listenverkaufspreise. Sie erkennen, dass die neuen Konditionen zwar keinen Einfluss auf den Gewinnzuschlag, aber auf den Listenverkaufspreis haben.

Die SuS erkennen, dass ein nicht genutzter Skonto und ein nicht angebotener Rabatt den Gewinn erhöhen.

 

3. Teilsequenz: Kosten bei unterschiedlichen Beschäftigungsgraden analysieren (Deckungsbeitragsrechnung)

Herr Weidenfeldt ist der Auffassung, dass wir uns trotz gestiegener Istkosten weiterhin am aktuellen Marktpreis orientieren und die Verkaufspreise nicht erhöhen sollten. Um diese preispolitische Maßnahme zu überprüfen, bittet er Frau Meurer um eine Ergebnisübersicht bezogen auf die Absatzzahlen des letzten Halbjahres.

Herr Weidenfeldt ist an schnellen Maßnahmen interessiert, hält aber das vorhandene Zahlenmaterial im Hinblick auf preispolitische Maßnahmen für unzureichend. Um voreilige Schlüsse zu vermeiden, bittet er Frau Meurer um eine Aufteilung in fixe und variable Kosten.

Herr Weidenfeldt stellt bei Sichtung der Aufträge im letzten Halbjahr fest, dass wir zwei Aufträge für die Produktion von Tischen ablehnten, weil die Angebote unter unserem Verkaufspreis lagen. Herr Weidenfeldt möchte von Frau Meurer wissen, wie die Annahme der Auftrags das Betriebsergebnis beeinflusst hätten.

Die SuS ermitteln für das Regal einen Gesamt- und Stückgewinn, für den Schreibtisch einen Gesamt- und Stückverlust. Sie erkennen, dass die Kosten für den Schreibtisch gesenkt werden müssen, um mittel- und langfristig konkurrenzfähig zu bleiben.

Die SuS erkennen, dass fixe Kosten beschäftigungsunabhängig sind und die fixen Stückkosten mit zunehmender Beschäftigung sinken. Die SuS stellen für beide Produkte die Kosten in Abhängigkeit von der Beschäftigung tabellarisch und grafisch dar. (Stückkostenrechnung und Gesamtkostenrechnung).Sie leiten daraus das Gesetz der Massenproduktion ab.

Die SuS ermitteln das Betriebsergebnis mit und ohne Zusatzauftrag. Sie stellen fest, dass sich in dem einen Fall das Betriebsergebnis verbessert (positiver Deckungsbeitrag) und in dem anderen Fall verschlechtert hätte. Die SuS ermitteln jeweils den Deckungsbeitrag für den gesamten Auftrag und pro Stück. Sie erkennen die Bedeutung des Deckungsbeitrags für das Bilden einer Preisuntergrenze.

Die SuS ermitteln die Deckungsbeiträge für beide Produkte aufgrund der aktuellen Preise.

Die SuS ermitteln aufgrund der momentanen Absatzzahlen, wie viele Schreibtische bzw. Regale verkauft werden müssten, um den Break-Even-Point zu erreichen.

 

4. Teilsequenz: Kosten und Leistungen von Aufwendungen und Erträgen abgrenzen (Abgrenzungsrechnung, Ergebnistabelle)

Herr Weidenfeldt möchte anhand von Belegen die Wirtschaftlichkeit des Betriebes überprüfen. Er stellt fest, dass er noch weitere Informationen benötigt, um das Betriebsergebnis zu ermitteln.

Die SuS erkennen, dass die Kosten und Leistungen im internen Rechnungswesen nicht den Aufwendungen und Erträgen im externen Rechnungswesen entsprechen.

• neutrale Aufwendungen/Erträge
• kalkulatorische Kosten

Die SuS erkennen, dass der Erfolg im externen Rechnungswesen nicht dem Betriebsergebnis im internen Rechnungswesen entspricht.

 

 

Herrn Weidenfeldt möchte herausfinden, ob die kalkulierten Normalkosten mit den Istkosten übereinstimmen.